Verschwunden

Ein letzter Moment vor dem Ende. Eine stille Umarmung inmitten des Untergangs. Eine Geschichte über Liebe, Verlust – und das, was bleibt, wenn alles verschwindet.

Auf einmal wurde die Welt still. Es war eine seltsame Iteration der Stille. Eine, die noch nie gehört wurde.

Die gigantischen nachtschattenfarbenen Kolosse schoben sich still und unaufhaltsam über unsere Welt.

Sie kamen nicht, um zu verstehen, nicht, um zu handeln, nicht, um uns Angst zu machen – sie kamen, um uns zu zerstören.

Die großen Raumschiffe luden ihre Waffen, und wir wussten, dass es zu spät war, um zu reagieren.

Wir beide stehen auf einem Hügel. Der Hügel, auf dem wir immer die Sterne gezählt haben, ganz nah bei unserer kleinen Stadt.

Ich sehe dir in die Augen - deine Augen sind so wunderschön - und ein Lächeln zuckt über mein Gesicht, obwohl ich nicht weiß, warum.

Du zeigst keinerlei Angst.

Ich frage mich, wie du das aushältst – all den Schmerz – denn ich halte es nicht aus. Ich möchte schreien.

Dann ein greller Blitz. Er trifft die Stadt mitten ins Zentrum.
Ich sehe, wie die Druckwelle aus Feuer alles mit einer stillen Wucht hinwegfegt.

Dort lernten wir uns kennen – verschwunden.
Dort hatten wir unseren ersten Kuss – verschwunden.
Dort verliebte ich mich unsterblich in dich – verschwunden.

Mir kommen die Tränen, und ich sehe dich an und ich sehe deine Angst, aber du bleibst stark. Nicht weil du stark für uns beide sein musst, sondern weil du es bist.

Die Druckwelle trifft unser kleines Haus, in dem wir so viele Erinnerungen gesammelt haben und unendlich viel gelacht hatten – verschwunden.
Das kleine Café an der Ecke, wo wir immer unseren Tee tranken – verschwunden.
Unsere Freunde - verschwunden.

Alles ist verschwunden, was wir waren und doch sind wir hier.

Die Druckwelle kommt näher.
Kommt immer näher.
Stille.
Nur du. Nur ich.
Ich fühle etwas.

Ich fühle deine Wärme, denn du hast mich in den Arm genommen, und ich nehme dich in den Arm.

Deine Hand sucht mein Gesicht, und du schaust mich an und lächelst – und ich sehe die Dankbarkeit für unsere Zeit in deinen Augen.

Die Druckwelle kommt näher.

Du küsst mich –
der letzte Moment –
der letzte Atemzug –
wir – verschwunden –
bleiben.

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